Philosophie

Das Wort „Yoga“ stammt von der Sanskrit-Wurzel „yui“ ab, welche anschirren, binden oder zusammenbringen bedeutet. Wie zwei Zugtiere die mittels eines Jochs vor einen Wagen gespannt werden, versuchen wir im Yoga unseren flatterhaften Geist auszurichten und mit unserem Handeln, sowie dem Ziel unseres Weges, nämlich der Rückverbindung zu unserer ursprünglichen inneren Natur, in Einklang zu bringen. Wir geben unserem Geist die Richtung vor, so dass er uns dient und nicht wir unserem flatterhaften Geist hinterher jagen.

Dabei geht es nicht darum, die geistigen Aktivitäten zu unterbinden, sondern sich dieser erst einmal liebevoll gewahr zu werden. Durch beständiges Üben kann dieser ruhelose Geist dann allmählich zur Ruhe kommen – „citta vrtti nirodah“.

Die Tradition in der ich unterrichte bezieht sich auf das Yoga-Sutra von Patanjali aus der Zeit 200 v. Chr. Dies ist eine der wichtigsten Lehrschriften der Yoga Philosophie. Sutren sind sehr kurze, auf das Wesentliche komprimierte „Kernsätze“. Dieser auf 195 Sanskrit-Versen aufbauende Text ist in vier Teile gegliedert und versteht sich als Leitfaden des Yoga.

Das Yogasutra versucht, eine „psychologische Erklärung“ zum Verständnis der existenziellen Situation des Menschen zu liefern und erklärt die Methoden, die zum Ziel des Yoga führen. Ziel ist die Erkenntnis des Selbst, durch zur Ruhe bringen des Geistes – „citta vritti nirodah“.

Im Yogasutra wird davon ausgegangen, dass wir Menschen leiden, weil wir irrtümlicherweise glauben, unser „Ich“ oder „Ego“ sei etwas Beständiges. Dies führt dazu, dass wir uns ständig  mit unseren Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühlen, Sorgen und Ängsten identifizieren. Dadurch haben wir oft ein verzerrtes Bild der Welt, in der wir leben und fühlen uns deshalb schlecht. Yoga kann eine Möglichkeit sein, diesen Zustand zu verändern.
Durch Yoga können wir innere Haltungen und Muster die uns hinderlich sind, erkennen und abschwächen. Dabei gewinnen wir Abstand vom „Ich“ können uns selbst und die Welt die uns umgibt, klarer erkennen.


Eine Beschreibung wie wir uns auf diesen Weg begeben können und was wir tun können, wird im 8-gliedrigen Pfad des Yoga beschrieben, der einen zentralen Teil der Yogasutren darstellt. Dabei betont Patanjali zwei Begriffe, die eine wichtige Bedeutung für das Erreichen des Yogaziels darstellen: Abhyasa und Vairaghya

Abhyasa

Abhyasa bedeutet, mit Beharrlichkeit und Vertrauen regelmäßig und über einen langen Zeitraum Yoga zu praktizieren.

Vairaghya

Vairaghya bedeutet Gleichmut, Losgelöstheit, bzw. die Kultivierung einer inneren Distanz oder Wunschlosigkeit.

In der Balance aus Beharrlichkeit „Abhyasa“ und Gelassenheit „Vairaghya“ wird der Zustand von Yoga erreicht.


 

Diese Glieder des 8-gliedrigen Yoga-Pfads sind:

  1. Yama / Verhalten / Einstellung gegenüber der Umwelt und anderen Menschen
  2. Niyama / Verhalten / Einstellung sich selbst gegenüber
  3. Asana / Körperhaltungen
  4. Pranayama / Atemkontrolle, Ausdehnung des Atems
  5. Pratyahara / Zurückziehen der Sinne
  6. Dharana / Konzentration
  7. Dhyana / Meditation
  8. Samadhi / Kontemplation / Einheitserfahrung